In der musikalischen Arbeit durch Gesang und Klavierbegleitung mit Senioren habe ich ein Konzept entwickelt, das sich aus 3 Komponenten zusammensetzt:Burkhard

1. Singen
2. Bewegung
3. Erzählen

Zu 1)
Die meisten Senioren von heute haben in ihrer Jugend noch Singen gelernt und beherrschen einige Kinder-, Volks-, und Weihnachtslieder. Wenn auch die geistige Aktivität bei hohem Alter in der Regel abnimmt ( Demenz, altersbedingter Abbau, fehlende geistige Impulse), so ist die Erinnerung des Langzeitgedächtnisses oft noch sehr ausgeprägt.
Selbst bei stark dementen Personen sind die alten Lieder noch abgespeichert und durch die Wiederholung verbessert sich auch das Erinnerungsvermögen.
Hier setze ich mit meinem Liedprogramm an. Mein Bestreben ist es, soweit wie möglich Menschen, die unter Demenz leiden, mit denen zusammen zu bringen, die auch im hohen Alter noch geistig fit sind.

Deshalb habe ich in meinem Programm von Kinder- über Volksliedern bis zu Schlagern (Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm/ Tulpen aus Amsterdam) für jeden Geschmack ein paar Pfeile im Köcher nach dem Motto: “Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen”.
Ich gehe dabei auch auf die Wünsche einzelner ein, die vielleicht ein Lieblingslied haben, das sie gerne singen oder an das sich persönliche Erinnerungen knüpfen.

Zu 2)
Im hohen Alter macht man keine großen Sprünge mehr. Aber in die Hände klatschen, die Arme nach vorn und in die Höhe strecken oder mit dem Oberkörper schunkeln geht meistens noch ganz gut.

 

In meinem Begrüßungslied spreche ich jeden einzeln an und lasse die anderen für ihn/sie eine Bewegung machen (wir klatschen für Frau X etc.).
Wir wollen nicht mehr nach Olympia, aber wir wollen uns ein wenig aufwärmen, denn Singen ist eine körperliche Sache!

Zu 3)
Was hat uns in der Kindheit neben Liedern verzaubert und begeistert? Geschichten und Märchen. Scheewittchen, Dornröschen, Aschenputtel und Co. beleben bis heute die Kinderzimmer. Dazu gesellen sich griechische und germanische Sagen und andere volkstümlich gewordene Stoffe wie z.B. Eulenspiegel. Heute haben wir noch Harry Potter für die Seniorengeneration in 50 Jahren…
Die Märchen erzähle ich frei und in interaktivem Kontakt mit den Teilnehmern. “Was sagte noch der Spiegel zur bösen Schwiegermutter?” Irgendjemand wird sich an den Spruch erinnern. Beim Erzählen mache ich ab und zu Pausen, die durch das Singen von Liedern aufgelockert werden. Zusätzlich benutze ich Bilderbücher, um durch phantasiereiche Illustrationen die Darstellung zu bereichern.

Das Wichtigste an meiner Arbeit ist für mich, den teilnehmenden Menschen Freude zu bringen. Durch mein Singen mit Kindern kenne ich das Leuchten in ihren Augen. Wenn etwas davon zu den Senioren zurückkehrt und sie in Erinnerung an alte Zeiten noch einmal das Glück des Augenblicks empfinden, dann ist mein Konzept aufgegangen.

Burkhard Schwerbrock